Bürgerschaft erlaubt Norma-Vergrößerung: Risiko für Wismars Innenstadt?
Die Wismarer Bürgerschaft genehmigt die Vergrößerung des Norma-Marktes, trotz Bedenken zur Innenstadtentwicklung und Einzelhandel.

Bürgerschaft erlaubt Norma-Vergrößerung: Risiko für Wismars Innenstadt?
Die Entscheidung wird weitreichende Folgen für den Einzelhandel in Wismar haben: Am 25. September hat die Bürgerschaft mit 20 Ja- und 7 Neinstimmen den Beschluss gefasst, die umstrittene Wand im Norma-Einkaufsmarkt an der Tierparkpromenade zu entfernen. Diese Wand hat seit der Eröffnung des neu errichteten Marktes im April 2023 verborgen gehalten, was hinter ihr steckt – sage und schreibe 400 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche, die nun endlich genutzt werden darf. Diese verändernden Gegebenheiten kommen nicht von ungefähr, da der Markt nach einem verheerenden Brand im Oktober 2019 wieder aufgebaut werden musste, wobei das vorherige Gebäude gänzlich zerstört wurde. Vor dem Brand hatte der Norma 800 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, doch die neue Struktur bringt es nun auf stolze 1300 Quadratmeter, einschließlich eines Bäckers und eines Cafés. Ein Trend, der sich abzeichnet: Die größeren Märkte sollen offensichtlich zur breiteren Warenpräsentation und freundlicheren Einkaufserfahrung führen, wie Norma argumentiert. Ostsee-Zeitung berichtet.
Aber die Freude über die Erweiterung wird getrübt durch Bedenken seitens der politischen Vertreter von Linken und Grünen, die die Gefahr zu viel Einzelhandels in Wismar befürchten. Gerade die Innenstadt könnte im Interesse zurückstecken müssen. Zudem entblößen sich weitere Pläne: Neben dem Norma an der Tierparkpromenade wird auch ein größerer Lidl an der Lübschen Straße von 800 auf 1100 Quadratmeter vergrößert, und auch am Hohen Damm will Norma seine Marktfläche von 720 auf 1200 Quadratmeter ausweiten. Selbst an der Ecke Philosophenweg/Rostocker Straße stehen Vergrößerungen um rund 400 Quadratmeter im Raum. Besonders interessante Stimmen kommen von René Domke (FDP) und Jens-Holger Schneider (AfD), die bereits in der Juli-Sitzung der Bürgerschaft eine einheitliche Regelung für Supermärkte forderten. Es bleibt abzuwarten, wie die Situation sich weiterentwickeln wird.
Ermittlungen und Brandursachen
Am Rande der Entwicklungen rund um den Norma-Einkaufsmarkt steht ein weiterer dunkler Schatten: Ein 26-jähriger Mann aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg ist wegen des Brandes, der das alte Marktgebäude im Jahr 2019 in Schutt und Asche legte, ins Visier der Ermittler geraten. Das Amtsgericht Wismar hat einen Haftbefehl erlassen wegen Verdachts auf Diebstahl im besonders schweren Fall und Brandstiftung. Laut den Behörden drang der Beschuldigte über das Dach in den Markt ein und stahl dabei nicht nur Zigaretten in großen Mengen, sondern auch einen Wandtresor mit 300 Euro Wechselgeld. Letztlich soll er dann den Brand gelegt haben, um seine Spuren zu verwischen. Der dadurch entstandene Sachschaden beläuft sich auf etwa 5 Millionen Euro. Trotz der Einräumung der Taten bei seiner Festnahme bleibt er natürlich unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils – so die Staatsanwaltschaft. Snaktuell hat darüber berichtet.
Herausforderungen für Innenstädte
In einer Zeit, in der der Einzelhandel besondere Herausforderungen zu meistern hat, schlägt die COVID-19-Pandemie immer noch Wellen. Hinzu kommen die Auswirkungen der Energiekrise und Inflation, die einen weiteren Schatten über die städtischen Zentren werfen. Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sind die Innenstädte von einem breiten Nutzungsmix geprägt, wobei die Leerstandsquote in zentralen Erdgeschosslagen zwar höher ist als vor der Pandemie, jedoch nicht so bedenklich, wie befürchtet. Die Attraktivität dieser urbanen Zentren wird maßgeblich durch Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote bestimmt, und innovative Konzepte könnten in Zukunft eine Rolle spielen, um die Misere zu überwinden. Auch die Einsicht, dass die Geschäfte Orte der Begegnung sind, könnte bei der Stärkung der Innenstädte helfen. BBSR beleuchtet diese Themen.