Sarkozy vor Gericht: Hat der Ex-Präsident noch Einfluss in der Politik?
Am 25.09.2025 steht Nicolas Sarkozy vor Gericht wegen mutmaßlicher libyscher Wahlkampffinanzierung. Leser erfahren mehr über aktuelle politische Diskussionen und die Meinungen zweier Frauen zu seiner Person.

Sarkozy vor Gericht: Hat der Ex-Präsident noch Einfluss in der Politik?
In Neuilly, unweit von Paris, trifft sich heute eine Gruppe von Frauen in einem kleinen Café, und während sie ihren Kaffee genießen, entfaltet sich ein lebhaftes Gespräch über einen Mann, der die französische Politik über Jahre geprägt hat: Nicolas Sarkozy. Marie, 47 Jahre alt, beschreibt den ehemaligen Präsidenten als sympathisch und lobt seine Beiträge zum Stadtbild. Ihre Kollegin Jeanne, 54, hingegen äußert tiefes Misstrauen gegenüber der politischen Klasse und glaubt, dass viele Politiker mit „Casseroles“, sprich Skandalen, belastet sind. Diese unterschiedlichen Ansichten spiegeln die gespaltene Wahrnehmung wider, die Sarkozy nach wie vor in der Bevölkerung hat.
Die beiden Frauen diskutieren auch die aktuellen rechtlichen Auseinandersetzungen, die Sarkozy betreffen. Heute ist ein wichtiger Termin für ihn: Vor dem Gericht wird über die mutmaßliche Finanzierung seiner Wahlkampagne 2007 durch libysche Gelder entschieden. Jeanne erinnert sich sogar an eine spezielle Begegnung mit ihm aus dem Jahr 2007 und erzählt von der Reaktion ihrer damals zweijährigen Tochter. Doch sie hat bemerkt, dass Sarkozy mittlerweile nicht mehr in Neuilly wohnt, sondern seinen Wohnsitz nach Paris verlegt hat – eine Entlastung für die Stadt, die besorgte Bürger oft eher skeptisch gegenüber seinen politischen Einfluss hat.
Der Rechtsstreit und seine Folgen
Der heutige Gerichtsprozess ist nicht der erste für Sarkozy. Er sieht sich in einer Vielzahl von rechtlichen Herausforderungen konfrontiert, die von den Urteilen in der Bismuth- und Bygmalion-Affäre geprägt sind, für die er bereits zu Haftstrafen verurteilt wurde. Liberation berichtet, dass der Ausgang des Verfahrens Auswirkungen auf seine politische Zukunft haben könnte. Wird er verurteilt, könnte dies nicht nur seine Ambitionen zunichte machen, sondern auch die Karrieren jener Politiker beeinflussen, die sich um seine Gunst bemühen. Trotz seiner politischen Pensionierung bleibt Sarkozy weiterhin ein Magnet für politische Gespräche und vertrauliche Treffen.
Der 11. September war der letzte große Termin, als Sébastien Lecornu und Gabriel Attal zu Besuch waren. Sie schätzen ihn als erfahrenen politischen Berater, der für viele jüngere Politiker, die in seiner aktiven Zeit noch nicht auf der Bühne standen, zur Anlaufstelle geworden ist. Die Besuche bei Sarkozy folgen einem regelmäßigen Muster: Nach einer Wartezeit im Empfangsraum kommt es zu einem oft einseitigen Gespräch, das in einem Foto mit ihm endet. Einige der Initiatoren solcher Treffen betonen, dass die Verbindung zu Sarkozy für ihre eigene politische Positionierung von Vorteil sein kann. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die den Kontakt zu Sarkozy als kalkuliertes Spiel ansehen, um politisches Kapital zu schöpfen.
Sarkozy im Fokus
Sarkozy bleibt auch nach all den Skandalen eine gefragte Persönlichkeit. Seine Popularität beruht teilweise auf einer Sehnsucht nach starker Führung, was offenbar auch in seinen Interviews, etwa im Figaro, zum Ausdruck kommt. Dabei ist allerdings unklar, wie stark sein tatsächlicher Einfluss noch ist – Teile der Öffentlichkeit schätzen seine Rückkehr in die politische Arena höher ein, als es vielleicht angemessen ist. Die Diskussionen unter den Neuilly-Bewohnern verdeutlichen, dass die Meinungen über Sarkozy gespalten bleiben und seine politischen Weichenstellungen die nationale Politik weiterhin bewegen könnten. Franceinfo hebt hervor, dass während einige den Einfluss von Sarkozy überbewerten, andere ihn nach wie vor als wichtigen Akteur der politischen Landschaft betrachten.