Rothirsche in Schleswig-Holstein: Lebensraum durch A20 und Solarparks bedroht!

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Experten warnen vor genetischen Problemen beim Rotwild in Neumünster. Infrastrukturprojekte gefährden Wanderkorridore und Artenvielfalt.

Experten warnen vor genetischen Problemen beim Rotwild in Neumünster. Infrastrukturprojekte gefährden Wanderkorridore und Artenvielfalt.
Experten warnen vor genetischen Problemen beim Rotwild in Neumünster. Infrastrukturprojekte gefährden Wanderkorridore und Artenvielfalt.

Rothirsche in Schleswig-Holstein: Lebensraum durch A20 und Solarparks bedroht!

In Schleswig-Holstein gibt es große Sorgen um den Lebensraum der Rothirsche. Walter Mahnert, der Vorsitzende des Hochwildringes Segeberger Heide, wirft einen kritischen Blick auf den genetischen Zustand dieser herrlichen Tiere. Denn der genetische Pool des Rotwildes wird immer enger, was nicht nur das Wohl der Tiere gefährdet, sondern auch zu gesundheitlichen Problemen führt. Mahnert hat genetische Proben von 350 Hirschen untersucht und warnte: „In der Region Bad Segeberg, Neumünster, Bad Bramstedt und Hamburg gibt es geschätzte 1300 Rotwildtiere, die genetisch verarmt sind.“ Bereits jetzt sind Anzeichen von Inzucht, wie verkürzte Kiefer, zu sehen. Besonders besorgniserregend ist die geplante Weiterführung der Autobahn A20 von Bad Segeberg nach Bad Bramstedt, die den ohnehin eingeschränkten genetischen Austausch weiter gefährden könnte.

Die Situation für die Rothirsche wird zusätzlich durch große Photovoltaikanlagen verschärft. So ist in Boostedt beispielsweise ein Solarpark mit einer Fläche von 75 Hektar und einer Leistung von 80 Megawatt Peak geplant. Diese Solarparks schneiden viele Wanderkorridore der Rothirsche kurzerhand ab, wie NDR berichtet. Es gibt bereits mehr als 20 Solarparks, die auf den Korridoren für den Wildwechsel geplant sind, während weitere 22 in Aussicht stehen.

Naturschutz in der Region

Naturschützer schlagen Alarm über die Isolation, die die Rothirsche in ihren Revieren erfahren. Frank Zabel vom Landesjagdverband hat entscheidende Rotwildkorridore in Schleswig-Holstein kartiert, um auf die Missstände hinzuweisen. Die Landschaft ist stark zerschnitten durch Autobahnen, Bahnlinien und Siedlungen, was eine Wanderung zwischen den Revieren fast unmöglich macht. Während es im Süden Holsteins zwei Wildbrücken über die Autobahn gibt, fehlen solche Querungen zwischen Lübeck und Hamburg völlig.

Um die kritische Lage zu verbessern, gibt es eine Petition an den Bundestag, die ein Bauverbot in sensiblen Wildwechsel-Bereichen fordert. Diese wird bereits von über 15.000 Unterstützern, unter anderem dem Naturschutzverband BUND, unterstützt. Landwirte versuchen, bei der Planung von Solarparks Rücksicht auf die Wildtiere zu nehmen. Ein Beispiel ist Axel Lamp, der einen Solarpark auf 30 Hektar ohne Zaun plant, um die Tiere nicht zu behindern. Doch Versicherungen verlangen oft eine Einzäunung, was die Vorhaben erschwert.

Wilde Bewegungen und Korridore

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Wanderfreude der Rothirsche ist der Hirsch „Bargfelder“, der zwischen Hamburg und dem Segeberger Forst pendelt. Während derartige Wanderungen für einige Tiere möglich sind, haben andere Hirsche große Schwierigkeiten, die Autobahnen zu überqueren. Laut Informationen des BAFU sind Wildtierkorridore essenziell für die Vernetzung von Lebensräumen und die Fortpflanzung vieler Tierarten. Diese Korridore sind jedoch in vielen Regionen beeinträchtigt oder unterbrochen, was die Gefahr für viele Wildtiere erhöht.

Die Problematik ist klar: Ohne geeignete Wildtierpassagen bleibt vielen Arten der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen verwehrt. Aus diesem Grund ist es wichtiger denn je, die Politik und die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit zu sensibilisieren, sichere Wanderkorridore zu schaffen und bestehende zu schützen. Denn das Wohl der Natur und ihrer Bewohner sollte immer an erster Stelle stehen.