Altmunition im Visier: Tiefsee-Rettung vor Boltenhagen startet!

Altmunition im Visier: Tiefsee-Rettung vor Boltenhagen startet!
In der Wismarer Bucht vor Boltenhagen hat am 10. August 2025 ein bedeutendes Pilotprojekt zur Bergung von Altmunition begonnen. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Sofortprogramms für Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee, das mit 100 Millionen Euro aus Bundesmitteln unterstützt wird. Auf der eigens dafür eingesetzten Bergungsplattform „Baltic Lift“, die eine ehemalige Tankschiff ist und nun 54 Meter lang sowie 18 Meter breit ist, werden in den nächsten vier Wochen insgesamt rund 15 Tonnen Altmunition geborgen. In der ersten Phase wurden bereits Munitionskisten in etwa 22 Metern Tiefe untersucht. Das ausführende Unternehmen, der Baltic Taucherei- und Bergungsbetrieb aus Rostock, hat dabei die Plattform an vier Punkten im Einsatzgebiet verankert und arbeitet eng mit Experten zusammen, um die Umweltbelastungen zu analysieren.
Eine Vielzahl von Altlasten prägt die Gewässer in Nord- und Ostsee. Insgesamt lagern hier schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen alte Munition aus den Weltkriegen, darunter Bomben, Minen, Granaten und chemische Kampfstoffe. Solche Munitionsaltlasten stellen eine ernsthafte Gefahr für das Ökosystem sowie für die menschliche Sicherheit dar, warnen Fachleute. Besonders betroffen ist die Kolberger Heide vor der Kieler Förde, wo nach dem Zweiten Weltkrieg große Mengen versenkt wurden. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Fischerei und Schifffahrt, sondern auch auf den Tourismus und den Bau von Windkraftanlagen sowie Unterseekabeln. Wie ndr.de berichtet, findet vom 18. bis 20. Juni 2025 in Kiel eine Konferenz statt, bei der sich über 200 Fachleute aus 16 Ländern versammeln, um über neue Technologien zur Munitionsbergung und deren Herausforderungen zu diskutieren.
Umweltmonitoring und Risiken
Ein zentrales Element des Projekts in der Wismarer Bucht ist das Umweltmonitoring, das durchgeführt wird, um die Auswirkungen der Bergungsmaßnahmen auf die marine Umgebung zu analysieren. Dabei wird unter anderem die Gesundheit von Miesmuscheln beobachtet, die in der Nähe des Einsatzortes ausgesetzt werden, um mögliche Schadstoffe nach der Bergung zu untersuchen. Wolfgang Sichermann, ein Experte für Meerestechnik, hebt hervor, dass die größte Gefahr nicht von einer Explosion ausgeht, sondern von korrodierenden Munitionsbehältern, die giftige Substanzen freisetzen können. Diese Bestandteile wurden in der Vergangenheit für ihre krebserregenden und mutationsfördernden Eigenschaften identifiziert.
Nach dem Stand der Dinge sind in den Gewässern der Ostsee, die aufgrund des geringeren Wasseraustausches tendenziell höhere Konzentrationen giftiger Stoffe aufweisen, bereits besorgniserregende Mengen an Explosivstoffen im Wasser und in Sedimenten nachgewiesen worden. So liegen von den Klieschen und Miesmuscheln empfehlenswerte Untersuchungsdaten vor, die in kommenden Studien noch eingehender erfasst werden sollen. Dabei ist gerade die Analyse dieser beiden Arten äußerst wichtig, da sie gezielt den Einfluss von Explosivstoffen auf marine Organismen untersuchen kann.
Die Verantwortung für solche Bergungsaktionen und die damit verbundenen Risiken ist erheblich, und es gibt eine wachsende Dringlichkeit in der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. Im Rahmen der internationalen Konferenz in Kiel soll auch eine ukrainische Delegation, die über wertvolle Erfahrungen in der Kartierung und technischen Bergung unter Wasser verfügt, mit dem Austausch von Wissen und Kompetenzen rechnen. Die Meinungen und Ansätze zur Munitionsräumung, so riffreporter.de, sollen durch diese interdisziplinäre Vernetzung nachhaltig verbessert werden – ein klares Zeichen, dass hier nicht nur um die Bergung, sondern auch um die Sicherung unserer maritimen Umwelt geht.