Rostocker Tram-Ausbau: Kleingärten in Gefahr – Bürger protestieren!
Die geplante Straßenbahnlinie in Rostock weckt gemischte Reaktionen. Kleingärten müssen weichen, während die Stadt auf Mobilität setzt.

Rostocker Tram-Ausbau: Kleingärten in Gefahr – Bürger protestieren!
In Rostock brodelt es – die geplante Erweiterung der Straßenbahnlinie sorgt für hitzige Diskussionen innerhalb der Bevölkerung. Die Rostocker Straßenbahn AG hat den neuen Korridor Tram West ins Leben gerufen, der eine Verbindung vom Zoo bis nach Reutershagen schaffen soll. Dabei müssen insgesamt 53 Kleingartenparzellen weichen, eine Entscheidung, die auf wenig Freude stößt. Viele der Kleingärtner zeigen sich unzufrieden und äußern Bedenken über den Verlust ihrer grünen Oasen.
Wie Ostsee-Zeitung berichtet, sind die Reaktionen gemischt. Während einige Stammtisch-Gespräche für den Erhalt der Kleingärten plädieren, zeigt sich Kathrin Neusser besorgt über den Verlust von Lebensraum und Bäumen. „Warum immer die Natur opfern?“, fragt sie in einer Leserzuschrift. Uschi Janisch weist auf die ökologischen Folgen hin und nennt die Abholzung alter Bäume ein großes Problem. Auf der anderen Seite ist Eik Deistung überzeugt, dass die neue Strecke eine Bereicherung für die Stadtteile im Nordwesten darstellt.
Mobilität oder Grünflächen?
Die Rostocker Straßenbahn AG hat einen respektablen Plan ausgearbeitet, der nicht nur auf Mobilitätswende abzielt, sondern auch der Stadt dabei helfen soll, bis 2035 klimaneutral zu werden. Katapult MV hebt hervor, dass die neue Linie täglich bis zu 4.000 Wege auf den öffentlichen Personennahverkehr verlagern könnte, und dabei möglicherweise 1,2 Millionen zusätzliche Fahrgäste pro Jahr gewinnen kann. Kritiker, hauptsächlich aus der SPD-Fraktion, sehen jedoch die Kleingartenanlagen als unverzichtbar an und fordern eine alternative Streckenführung.
„Es ist ein schwieriger Spagat“, sagt die Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger. Sie befürwortet den Städtebau, möchte aber gleichzeitig einen Dialog über die Belange der Kleingärtner fördern. Ein Drittel der städtischen Nutzungsflächen machen die Kleingärten aus, und deren Verlust könnte nicht nur die grüne Infrastruktur Rostocks schwächen, sondern auch das soziale Gefüge der Nachbarschaften beeinträchtigen.
Widerstand und Bürgerbeteiligung
Die Stadtverwaltung schätzt den Verlust auf 100 bis 150 Kleingatren, doch der Widerstand der Bürgerschaft wächst. Wie sich aus Difu ersehen lässt, spielen Kleingärten eine zentrale Rolle in der städtischen grünen Infrastruktur und können zur Biodiversität beitragen. Grund genug, dass die Grünen im Stadtrat, trotz ihrer Unterstützung für den Ausbau, ebenfalls die Problematik der Kleingärten ansprechen.
Bis Herbst 2023 soll ein überarbeitetes Gutachten vorliegen, das alle Aspekte des Projekts berücksichtigt. Die RSAG hat versprochen, verschiedene Varianten für die Streckenführung zu prüfen, um die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten. Dies könnte eine Liste von möglichen Alternativen beinhalten, die von Kleingärtnervertretern vorgeschlagen wurden.
Ob es gelingen wird, eine Lösung zu finden, die sowohl den Ausbau des ÖPNV fördert als auch die Kleingärten erhält, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Rostock an einer Weggabelung steht, an der Entscheidungsträger ein gutes Händchen brauchen, um die Balance zwischen Fortschritt und Tradition zu halten.