Schüler der Christophorusschule ehren Zwangsarbeiter mit digitaler Gedenkstätte

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Schüler der AG Friedhof Hochstraße in Braunschweig pflegen Gräber von Zwangsarbeitern und dokumentieren ihre Schicksale.

Schüler der AG Friedhof Hochstraße in Braunschweig pflegen Gräber von Zwangsarbeitern und dokumentieren ihre Schicksale.
Schüler der AG Friedhof Hochstraße in Braunschweig pflegen Gräber von Zwangsarbeitern und dokumentieren ihre Schicksale.

Schüler der Christophorusschule ehren Zwangsarbeiter mit digitaler Gedenkstätte

Die Schüler der AG Friedhof Hochstraße in Braunschweig leisten bemerkenswerte ehrenamtliche Arbeit, um das Andenken an Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus zu bewahren. Zurzeit kümmert sich eine Gruppe von acht Schülerinnen und Schülern der Gymnasium Christophorusschule um die Gräber dieser Geschichte. Sie reinigen Grabsteine, befreien sie von Moos und Unkraut und reparieren kleinere Schäden, um die Inschriften leserlicher zu machen. Ihr Engagement geht jedoch über die Pflege der Gedenkstätte hinaus: Sie recherchieren aktiv die Namen der NS-Zwangsarbeiter und dokumentieren ihre Funde in einer eigens entwickelten Online-Datenbank.

Was genau bedeutet Zwangsarbeit? Laut dem Zwangsarbeit-Archiv handelt es sich um Arbeit, die unter nicht-wirtschaftlichem Zwang geleistet wird. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden über 13 Millionen ausländische KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und „zivile“ Arbeitskräfte zur Zwangsarbeit herangezogen, eine Praxis, die in ganz Europa und vor allem in Deutschland eine traurige Realität darstellte. Im Rahmen ihrer Recherchen vergleichen die Schüler Archivunterlagen, korrigieren fehlerhafte Namen und forschen über die Schicksale der Verstorbenen. Ihr Ziel ist es, die individuellen Geschichten hinter den Namen ans Licht zu bringen.

Digitale Akten und Familiengeschichten

Ein ganz besonderer Moment ereignete sich, als eine Familie aus Polen durch die Webseite der AG ihre verstorbene Verwandte fand und die Schüler in Braunschweig besuchte. Diese persönliche Verbindung zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die Arbeit der Schüler ist. Jedes Grab erhält eine digitale Akte, und die Gruppe plant, ihre Ergebnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Für die Fertigstellung dieser Publikation und zur Verbesserung der digitalen Ausstattung möchten sie mit einem möglichen Preisgeld, das sie im Rahmen des NDR Ehrenamtspreises 2025 bis zum 21. November gewinnen könnten, auch einen zerstörten Kindergrabstein ersetzen.

Die Thematik rund um Zwangsarbeit und die Betroffenen ist von großer Tragweite. Im Nationalsozialismus waren zahlreiche Menschen, darunter auch jüdische Personen, Sinti und Roma, Zwangsarbeitern ausgesetzt. Diese Menschen wurden oft unter brutalsten Bedingungen in Ghettos, Arbeitserziehungslagern und anderen Einrichtungen ausgebeutet. Die Schüler der AG tragen nicht nur zur Dokumentation dieses Teils der Geschichte bei, sondern zeigen auch, wie wichtig es ist, Erinnerungskultur aktiv zu leben und zu erhalten.

Was als einfache Pflege der Gräber begann, hat sich zu einem tiefgehenden Projekt entwickelt, das die Schicksale der Zwangsarbeiter würdigt und in großem Maße zur Aufarbeitung der Vergangenheit beiträgt. Das Engagement der Schüler hat die Frage aufgeworfen, wie Geschichte authentisch und respektvoll weitergegeben werden kann. Indem sie das Erbe der Zwangsarbeiter hochhalten, machen sie auf eine der dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte aufmerksam.

Es bleibt spannend, welche weiteren Erkenntnisse die Schüler noch gewinnen werden und wie sich ihre Studie der Geschichte entwickeln wird. Denn jede noch so kleine Geschichte zählt und trägt dazu bei, das Erinnern lebendig zu halten.