Queere Überlebenskunst: Syphilis und AIDS im kulturellen Dialog
Am 7.11.2025 behandelt ein Artikel die Vergleiche zwischen Syphilis und AIDS, queer-theoretische Perspektiven und kulturelle Auswirkungen.

Queere Überlebenskunst: Syphilis und AIDS im kulturellen Dialog
In einer tiefgründigen Analyse vergleicht Benjamin Gagnon-Chainey in seinem Buch “Survivances queers: des esthètes de la syphilis au sida” zwei einschneidende Pandemien, die nicht nur das Gesundheitswesen, sondern auch das kulturelle und gesellschaftliche Bewusstsein geprägt haben: Syphilis im 19. Jahrhundert und AIDS am Ende des 20. Jahrhunderts. Unterschiedlicher könnten die Zeiten kaum sein, und doch zeigt sich eine erschreckende Kontinuität in den Themen, die beide Pandemie-Erfahrungen umgeben.
Wie fabula.org berichtet, thematisiert Gagnon-Chainey den Einfluss dieser Seuchen auf politische, kulturelle und wissenschaftliche Diskurse. Beide Pandemien haben nicht nur Angst und Unverständnis hervorgerufen, sondern auch Mythen und Phobien genährt, die bis heute spürbar sind.
Literarische Dialoge und queere Theorien
Ein zentraler Teil des Buches ist der Dialog zwischen literarischen Figuren wie Jean Floressas des Esseintes aus Joris-Karl Huysmans’ Roman “À Rebours” und Hervé Guibert, der in seinen AIDS-Schriften erwähnt wird. Gagnon-Chainey untersucht, wie diese Figuren die Konzepte “Symptom” und “Überleben” aus einer queeren Perspektive beleuchten. Dabei zeigt sich, wie Kunst und Literatur Schmerz, Krankheit und den Tod kreativ verarbeiten und transformieren können.
Die ethischen und politischen Fragen, die sich aus den Pandemien ergeben, werden nicht als vorrangig dargestellt, sondern überlagern geschickterweise die ästhetischen Überlegungen. Diese Sichtweise ermöglicht es Gagnon-Chainey, in der Analyse der queeren Überlebensformen differenzierte Perspektiven zu entwickeln, die das Verständnis der Leser:innen bereichern.
Inhalt und Struktur des Werkes
Das Buch ist in mehrere Schlüsselabschnitte unterteilt, die die thematischen Schwerpunkte klar abstecken. Zu den wichtigsten Kapiteln zählen:
- Prolog: Zwei pandemische Enden des Jahrhunderts
- Einführung: Entropische, phobische und anachronistische Kräfte der Syphilis und des AIDS
- 1. Queere Überlebensformen der Ästheten
- 2. Ursprünge, Hysterie und sexuelle Mythographien
- 3. Die queeren Körper von Des Esseintes und Guibert
- 4. Heterotopische Dekore und Fenster: Theater queerer Überlebensformen
- 5. Und wenn Sterben eine queere Kunst wäre?
- Schlussfolgerung / Bibliographie
Diese Struktur ermöglicht es den Leser:innen, sich gezielt mit den verschiedenen Aspekten auseinanderzusetzen und die Verbindungen zwischen Literatur und Lebensrealität während der Pandemien zu erkennen.
Für alle, die sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchten, bietet der Buchhändler Archambault hier weitere Informationen an. Das Zusammenspiel von Wissenschaft, Kunst und queerer Theorie wird in diesem Werk auf spannende Weise beleuchtet und bietet einen tiefen Einblick in die Thematik der pandemischen Überlebensformen.