Oppositionsführer Succès Masra zu 20 Jahren Haft: Ein Schock für den Tschad

Succès Masra, führender Oppositionspolitiker im Tschad, wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, was internationale Kritik auslöste.

Succès Masra, führender Oppositionspolitiker im Tschad, wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, was internationale Kritik auslöste.
Succès Masra, führender Oppositionspolitiker im Tschad, wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, was internationale Kritik auslöste.

Oppositionsführer Succès Masra zu 20 Jahren Haft: Ein Schock für den Tschad

Die politische Lage im Tschad spitzt sich zu: Succès Masra, der führende Kopf der oppositionellen Partei Les Transformateurs, wurde am 9. August 2025 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Dies berichtet unter anderem Agence Afrique. Die Anklage umfasst unter anderem die Verbreitung von „Hassbotschaften“ und „Beihilfe zu Mord“, die im Kontext tödlicher interkommunaler Konflikte am 14. Mai in Mandakao entstanden sind. Bei diesen Auseinandersetzungen kamen 42 Menschen ums Leben.

Masra hatte sich als scharfer Kritiker des Präsidenten Mahamat Idriss Déby positioniert. Human Rights Watch (HRW) stuft den Prozess als politisch motiviert ein und bezeichnet die Verurteilung als einen weiteren Angriff auf die ehemals blühende politische Opposition im Land. Das Gericht verhängte gegen Masra zudem eine Strafe von einer Milliarde CFA-Francs, was rund 1,8 Millionen US-Dollar entspricht.

Hintergrund und Reaktion

Der kritische Blick auf die Justizsystematik ist nicht neu: HRW hebt hervor, dass der rechtliche Rahmen im Tschad immer restriktiver wird. Insgesamt wurden mit Masra 74 weitere Angeklagte verurteilt, einige von ihnen ebenfalls zu 20 Jahren Haft. Die kritische Atmosphäre im Land kündet von einer Zunahme der politischen Repression, besonders im Vorfeld der geplanten Wahlen im Mai 2024. Bereits seit dem Tod des langjährigen Präsidenten Idriss Déby im April 2021 leidet die zivile Landschaft unter massiven staatlichen Übergriffen und dem Vorgehen gegen Oppositionelle.

Die politische Landschaft ist ein Pulverfass: Ende 2022 entlud sich die Frustration der Bevölkerung bei Protesten, als die Übergangszeit der Militärregierung um zwei Jahre verlängert wurde. Das Ergebnis waren hunderte Tote und viele Verletzte bei den brutalen Polizeieinsätzen. Aktuell sieht die Situation nicht rosig aus, vor allem nach dem gewaltsamen Tod des Oppositionsführers Yaya Dillo durch Sicherheitskräfte im Februar 2024.

Masras turbulente politische Karriere

Succès Masra war nicht immer in einem Gefängnis, sondern hatte noch bis zu seiner Verhaftung eine aktive politische Rolle. Er war zwischenzeitlich sogar Premierminister, trat aber im Mai 2024 zurück und beschuldigte die Regierung, Wahlbetrug zu begünstigen. Mit seinem Rückkehr nach einem selbstauferlegten Exil vor einem Jahr, nach einem Friedensabkommen, hatte sich Masra Hoffnung auf politische Stabilität gemacht. Doch der nachfolgende Druck auf ihn führte zu einem rasanten Rückfall in die Repression.

Die Entwicklung ist grundlegend für die zerrissene Gesellschaft im Tschad: Über 120 Ethnien leben neben- und miteinander, häufig sind sie in historische Konflikte verstrickt. Die Dominanz bestimmter Gruppen führt immer wieder zu Spannungen, vor allem zwischen dem muslimisch-arabischen Norden und dem afrikanisch-christlichen Süden. Der Tschad gilt als eines der ärmsten Länder der Welt und leidet unter weit verbreiteter Korruption.

In dieser Gemengelage verbleibt die Frage: Wie wird sich die internationale Gemeinschaft, die den Tschad als strategischen Partner im Kampf gegen den islamistischen Terror betrachtet, positionieren, während das Regime der Déby-Familie weiterhin repressiv gegen die Zivilgesellschaft und Oppositionsbewegungen vorgeht?

Human Rights Watch fordert dringend Maßnahmen zur Sicherstellung politischer Rechte und zur Einhaltung des Friedensabkommens, das beim Rückkehr Masras von der Regierung gar nicht beachtet scheint. Die Zeit der Wahlen rückt näher, und der Druck auf die Opposition steigt weiter an.

Für den Tschad werden die nächsten Monate entscheidend sein: Wird sich die politische Situation beruhigen oder droht ein weiteres Aufflammen von Gewalt und Protesten? In Anbetracht der jüngsten Ereignisse scheint das Pendel eher in die Richtung der Repression zu schwingen.

Quellen: Agence Afrique, Human Rights Watch, bpb.de.