Emotionale Reise: Kammerchor Wilhelmshaven verzaubert Grönland mit Brahms
Der Kammerchor Wilhelmshaven reiste nach Grönland, um Brahms' Requiem mit dem Nordisk Koncertkor aufzuführen und interkulturellen Austausch zu fördern.

Emotionale Reise: Kammerchor Wilhelmshaven verzaubert Grönland mit Brahms
Die Musik verbindet, und dieser spirituelle Gedanke wurde in den vergangenen Tagen überaus deutlich während der Reise des Kammerchors Wilhelmshaven nach Grönland. Der Chor reiste, um gemeinsam mit dem „Nordisk Koncertcor“ das Brahms-Requiem aufzuführen. Dabei erlebten die rund 60 Teilnehmer nicht nur musikalische Höhen, sondern auch emotionale Begegnungen, die in Erinnerung bleiben werden. Wie NWZ Online berichtet, war der erste Eindruck der Gruppe gemischt: „Kein Schnee, viel Grau, Steine und Felsen“, so der Tenor der Ankunft in Uummannaq.
Dennoch ließ sich der Leiter des Chores, Kirchenmusiker Gerrit Junge, nicht entmutigen. Er sprach von einer „positiven Wende der Gefühle“ während der Reise, die über insgesamt fünf Tage dauerte. Der Anlass für die Reise war eine Aufführung in der grönländischen Hauptstadt Nuuk, wo das Requiem von Johannes Brahms zur Aufführung kam. Der ganze Aufwand wurde durch das Goethe-Institut und weitere Sponsoren getragen, mit einem Budget von etwa 80.000 Euro.
Kulturelle Begegnungen und Herausforderungen
Die Anreise gestaltete sich als echte Herausforderung, da viele Flüge wetterbedingt ausfielen. Doch der Flieger des Chores landete pünktlich und sofort nach der Ankunft begannen die Proben mit dem grönländischen Chor, welche in englischer Sprache gehalten wurden. Bei dieser ungewöhnlichen Verbindung von Trauermusikkulturen konnten die Musiker die traditionellen Klänge Grönlands mit den abendländischen Kompositionen vereinen. Das Projekt bereicherte nicht nur die Musiker, sondern auch die 300 Schulkinder, die an einem Workshop teilnahmen.
In Uummannaq trafen die Teilnehmer auf Jugendliche aus dem nördlichsten Kinderheim der Welt. Diese Begegnungen und das Teilen von Geschichten und Liedern sorgten für eindrucksvolle Momente, die die Herzen der Beteiligten berührten. „Ein Schlüsselmoment“ – so beschreiben es viele der Teilnehmer. Ein Gefühl von Gemeinschaft und verstehender Solidarität stellte sich ein.
Ein Konzert für die Ewigkeit
Das Konzert selbst, das im Kulturzentrum Katuaq in Nuuk stattfand, war ein weiterer Höhepunkt. Mit etwa 450 Besuchern war es ausverkauft, und sogar ein TV-Sender war vor Ort, um die Veranstaltung zu dokumentieren. Aufmerksam beobachteten die Zuhörer die Darbietung der solistischen Stimmen von Ute Engelke (Sopran) und Manfred Bittner (Bass), die extra aus Deutschland angereist waren, unterstützt von den Pianisten Simon Kasper und Sigi Hänger.
Besonderheiten wie der kurz gehaltene Applaus nach dem Konzert waren faszinierend und zeigten die kulturellen Unterschiede auf. Doch das anfängliche Misstrauen der Grönländer gegenüber dem Requiem verwandelte sich in lautstarke Begeisterung während einer After-Show-Party, die das Ereignis krönte.
In einer Bootstour entlang der Küste und bei Erkundungen der beeindruckenden Natur wurde die Reise abgerundet. Der Kammerchor Wilhelmshaven hat nicht nur musikalische Grenzen überschritten, sondern auch eine Brücke zu einer anderen Kultur geschlagen. Geplant ist bereits ein Gegenbesuch in Wilhelmshaven im kommenden Jahr – ein Zeichen dafür, wie Musik unterschiedliche Völker verbinden kann. Für dieses Projekt, das den internationalen Kulturaustausch fördert, sind die Voraussetzungen durch das Goethe-Institut optimal gegeben, wie Kammerchor Wilhelmshaven beschreibt.