Lübeck bleibt ohne Straßenbahn: Politische Entscheidung spaltet die Stadt
Lübecks Verkehrspolitiker lehnen die Straßenbahn ab. Die endgültige Entscheidung der Bürgerschaft steht am 27. November 2025 an.

Lübeck bleibt ohne Straßenbahn: Politische Entscheidung spaltet die Stadt
Die Diskussion um die Wiedereinführung einer Straßenbahn in Lübeck ist passé, zumindest vorläufig. Die Verkehrspolitiker der Hansestadt haben sich entschieden, das Projekt auf Eis zu legen. Im Bauausschuss stimmten die Vertreter der CDU, SPD, AfD und FDP für die Einstellung der Planungen, während Grüne, Linke, GAL und „Die Fraktion“ für eine Fortsetzung plädierten. Diese Spaltung innerhalb der Rathaus-Kooperation, bestehend aus CDU und Grünen, zeigt, wie kontrovers das Thema behandelt wird. Ulrich Brock von der CDU äußerte seine Bedenken, dass das Projekt ein Chaos auf Lübecks Straßen verursachen könnte, da der Bau der Gleise zahlreiche Straßen aufreißen würde, während gleichzeitig Fernwärme-Leitungen verlegt werden müssten. LN-online berichtet, dass auch Ulrich Pluschkell von der SPD den Umstieg von Bus auf Straßenbahn als problematisch ansah aufgrund des unzureichenden Straßenraums.
Der Verkehrswendebeauftragte der Stadt, Michael Stödter, sieht zwar Potenzial für Straßenbahnen, bezeichnet die Bedingungen in Lübeck jedoch als ungünstig. Er plädiert stattdessen für eine Optimierung des bestehenden Busnetzes und den Ausbau der Radwege, während die Stadtverwaltung die Kosten für das Straßenbahnprojekt auf geschätzte 330 Millionen Euro Eigenanteil beziffert. Lutz Kuwalsky, der Vorsitzende des Vereins „Tram für Lübeck“, sieht in der Entscheidung der Stadtverwaltung einen Fehler und fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Vorteilen einer Straßenbahn. Wie NDR aufgreift, könnte eine Straßenbahn in Lübeck nicht nur eine klimaneutrale Alternative darstellen, sondern auch den ÖPNV-Anteil erhöhen, der bis 2035 auf mindestens 20% steigen soll.
Finanzielle Überlegungen und öffentliche Meinung
Das Thema Straßenbahn wird nicht nur emotional, sondern auch finanziell aufgeladen. Dan Teschner von der FDP betont, dass man sich nicht etwas leisten sollte, das man sich nicht leisten kann. Dies spiegelt sich auch in der Haltung der Stadtverwaltung wider, die bereits bestehende Baustellen und die finanziellen Rahmenbedingungen als Gründe für die Ablehnung des Projekts anführt. Gleichzeitig fordern die Grünen mehr Mut und verweisen auf Gutachten, die eine Straßenbahn als Lösung für das Traffic-Chaos in der Stadt darstellen. Dagegen behauptet der Tram-Verein, die Entscheidungsgrundlagen seien „schwer nachvollziehbar“ und fordert eine Neubewertung der Situation.
Die Entscheidung des Bauausschusses wird am 27. November von der Bürgerschaft endgültig beschlossen. Dies wird entscheidend sein, um zu klären, ob Lübeck, als eine der wenigen deutschen Großstädte ohne S-Bahn, U-Bahn oder Straßenbahn, weiterhin auf herkömmliche Verkehrsmittel setzen möchte oder ob der Weg in eine modernere Verkehrsplanung eingeschlagen wird.
In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion weiterentwickelt und ob Lübeck die Chance nutzen wird, von den Vorteilen eines Straßenbahnnetzes zu profitieren. Der Verein „Tram für Lübeck“ wird seine Bemühungen fortsetzen und auf die Vorteile einer Straßenbahn hinweisen, die nicht nur den Komfort erhöht, sondern auch eine höhere Transportkapazität für die Bevölkerung bieten könnte.
Umso wichtiger ist es, dass die Bürgerschaft gut abwägt, denn eine nachhaltige und effiziente Verkehrspolitik könnte nicht nur die Verkehrsbelastung reduzieren, sondern auch zur Steigerung der Lebensqualität in Lübeck beitragen, wie VDV anmerkt.